Komplettes Funding einer HDTV-Produktion Sony-Unicef-Nußknacker von Y. Vamos


Realisierung eines Balletts mit neuesten Technologien und Premium Partnern zur Nummer 2 der meist verkauften Klassik-Videos weltweit.

AGIERENDE

Sony Classical, Unicef Deutschland, Ballett-Compangie Basel – Choreograph Yuri Vamos, Lufthansa, Lucrum Ltd.

AUSGANGSLAGE

Der Manager des Baseler Balletts, Peter Marschel, sprach mich mit der Idee an, die außergewöhnliche Interpretation des Balletts „Der Nussknacker“ auch medial umzusetzen. Yuri Vamos’ neues dramaturgisches Konzept integrierte zwei weltbekannte Geschichten in eine künstlerische Einheit. In diesem Fall „Die Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens mit Tschaikowskis „Nussknacker“-Ballett nach Motiven von E.T.A. Hoffmann.

Yuri Vamos ist heute Leiter des Balletts in Düsseldorf und realisierte seine Grundidee, nämlich zwei Inhalte miteinander zu verschmelzen, noch einmal im Ballett „Dornröschen“. In diesem Fall verwob er die Lebensgeschichte der letzten „selbsternannten“ Zarentochter mit dem Märchen der schlafenden Prinzessin. Mit diesem Ansatz erreichte Yuri Vamos eine neue, frappierende Sichtweise des klassischen Balletts.

AUFGABENSTELLUNG

Peter Marschels Idee als Ausgangspunkt war gut und schön, aber das Projekt sollte ohne Eigenmittel realisiert werden. Der „Vorteil“ war zumindest, dass keine Vorgaben definiert waren, welches elektronische Produkt am Ende realisiert werden sollte.

ANALYSE

Die Analyse der möglichen Szenarien ergab folgendes:

  • Sponsoring war in den achtziger Jahren zwar ein gerade in Mode kommendes Marketinginstrument, aber die Bereiche Social Sponsoring und Kultursponsoring steckten erst am Anfang ihrer Entwicklung.

  • Einen Sponsor zu finden, der die Kosten übernehmen würde, sei es voll oder in Teilen, war damals nur sehr aufwändig möglich. Oder man verfügte über einen extrem guten Kontakt zu einem Vorstand eines Weltkonzerns, der sich persönlich für die Sache interessierte und sein Unternehmen dafür einspannen konnte.

  • Die Dauer einer solchen „Road Show“ war genauso ungewiss wie ihre Erfolgsaussichten. Der Zeitrahmen war schon von vorneherein gesteckt, weil die Compagnie in dieser Zusammensetzung nur saisonal komplett verfügbar war. Die Kosten waren tief im sechsstelligen Bereich anzusetzen. Und das selbst unter der Vorrausetzung, dass die Künstler ohne Gage auftreten würden.

  • Gegen die Variante, das Paket in kleineren Teilen und in finanzielle Beiträge bzw. Sachleistungen zu vermarkten, sprachen Zeitfaktor und eine fehlende Retainer-Vereinbarung.

  • Ähnlich verliefen die Überlegungen, einen großen Sender, wie z.B. die ARD, für das Projekt zu gewinnen. Konstruktive Zugänge waren damals aber nur schnell möglich, wenn man Vereinbarungen über Bartergeschäft oder Placements garantieren konnte. Das bot dieses Thema aber nicht an.

 

LÖSUNGSWEG

Die Lösung konnte nur über eine unorthodoxe Betrachtung des Projektes erfolgen. Die Interessenslagen waren neu zu sortieren. Im Rahmen dieser Betrachtung ergab sich, dass ein erster Ansatz aus der sich gerade ändernden Konzernstrategie von Sony möglich war. Aus meiner Zeit als Corporate Communications Manager von Sony Europe wusste ich, dass Sony aus der Kodak-Niederlage die Konsequenzen zog und die multimediale Wertschöpfungskette nicht mehr nur horizontal sondern auch vertikal zu ergänzen suchte. Das bedeutet, dass verwertungsfähige Inhalten zur Unterstützung der eigenen Technologien aufgebaut werden sollten.

Hieraus erklärt sich auch der Einstieg bei CBS und Columbia Pictures und eben auch die Neugründung von Sony Classical, deren Geschäftszweck der Aufbau von Rechten an klassischer Musik in jeder medialen Form war. Der holländische Geschäftsführer war zwar angetan, wollte aber einen zusätzlichen Vermarktungsansatz sehen. Dieser sollte ihm mehr Absatz für mögliche Medienträger, Video, CD und MC weltweit anbieten als er über die Sony Kanäle ohnehin schon hatte.

Um diese spezielle Interessenslage zu befriedigen, sprachen wir Unicef an und boten eine bzw. zwei DM pro verkauften Medienträger an diese Organisation, um über die weltweite Weihnachtskartenpost von Unicef auch den „Nussknacker“ zu vermarkten. Dies wurde insbesondere durch den inzwischen verstorbenen Unicef-Botschafter Sir Peter Ustinov besonders befördert.

Die HTDV-Technologie war bereits in den 80-er Jahren ein stark aufkommendes Thema. Da Sony Classical bereit war, die Ballettproduktion in eben dieser neuesten Technologie aufzunehmen, konnten zusätzlich EU-Fördermittel und ein weiterer Medienträger, die Bildplatte, gewonnen werden.

Nachdem sich das Projekt bis zu diesem Reifegrad entwickelt hatte, übernahm Lufthansa die Transportkosten aller Künstler und technischen Einheiten für sämtliche Produktionstage. Weitere Sponsoren teilten sich dann die anderen Themen wie z.B. Catering.

ERGEBNIS

Das Ballett wurde in High Definition TV produziert und weltweit als CD, MC, Bildplatte und VHS vertrieben.

  • Unter den Top-Ten der weltweit verkauften VHS-Kassetten mit klassischem Inhalt belegte der „Nussknacker“ den zweiten Platz nach einer Pavarotti-Aufnahme.

  • Die glanzvolle Premiere im Vesterhuder Theater in Hamburg fand mit Unterstützung von Unicef und in Anwesenheit verschiedener Unicef-Botschafter statt.

  • Ein letztes Highlight erfuhr dieses Projekt, als es zur Primetime am 2. Adventsnachmittag über den damaligen Free-TV Sender Super Channel europaweit im Rahmen eines Unicef-Tages ausgestrahlt wurde.

 

ERWEITERUNG DES EIGENEN SPEKTRUMS

Nach den Konzernerfahrungen in Medienunternehmen sowohl der Software-Inhalte-Seite (Bertelsmann AG) und der Hardware-Seite (Sony) und diversen einzelnen Medienthemen (Konzept Fremdfinanzierung Premiere Pay TV, Due Diligence und M&A Aktivitäten von DEFA-Betrieben und der Investorensuche für ein Unternehmen der Postproduktion) war dies eine erste echte Herausforderung im Bereich Produktion.

GEWONNENE ERFAHRUNG

Die nachhaltigste Erfahrung ist die, dass die sorgfältige Differenzierung von Interessenslagen elementar ist. Wenn Wunsch, Motivation und Ziel von Geschäftspartnern an einem Projekt wirklich klar sind, kann man im nächsten Schritt ergänzende Partner suchen und man wird sie dann auch finden. Das setzt natürlich entsprechende Offenheit für Neues voraus.

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